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Archiv 2017 "Im Universum der Fiktion"

Pressemitteilung

Atomatisierte Propaganda

Frankfurt am Main, 28. März 2017 Im Rahmen der großangelegten internationalen Untersuchung des Oxford Internet Institute (oii) über „computational propaganda“ und damit die Rolle politischer Bots gibt es für Deutschland erste Ergebnisse. Im Umfeld der Wahl des Bundespräsidenten im Februar fand das Team um Philip Howard, Professor of Internet Studies an der Oxford University, einen „auffallend hohen Anteil“ von Twitter-Tweets, die im Zusammenhang mit der AfD und ihres Kandidaten Albrecht Glaser stehen, „gemessen an vergleichsweise geringer Wähler-Unterstützung“. Während sich 54 Prozent der untersuchten Twitter-Nachrichten auf Frank-Walter Steinmeier bezogen, drehten sich 40 Prozent der Tweets um den AfD-Kandidaten, der in der Bundesversammlung lediglich 42 von 1239 Stimmen erhielt.

Für Philip Howard zeigt sich im Zuge der oii-Untersuchung in mehreren Ländern, dass die Kombination aus Automatisierung und Propaganda im Stande ist, „politische Krisen, Wahlen und öffentliche Debatte nachhaltig zu beeinflussen“. Beim lpr-forum-medienzukunft geht der renommierte Internet-Wissenschaftler in seiner Keynote „Disrupted Public Sphere“ der provokanten Frage nach, ob Soziale Medien die Demokratie zerstören.

Für Kajo Wasserhövel haben Wahlkämpfe auch unter digitalen Vorzeichen die Aufgabe, demokratische Alternativen deutlich zu machen. Dabei sieht der Strategieberater und erfahrene Wahlkampf-Manager die politischen Parteien besonders gefordert: „Die Entgrenzung der Welt erhöht den Orientierungsbedarf in Gesellschaften. Mehr Themen, Informationen, eine höhere Frequenz – das schafft zunächst Unübersichtlichkeit.“

In dieser Unübersichtlichkeit erleben Populisten Zulauf. Bettina Gaus liefert in ihrer gesellschaftlichen Zustandsbeschreibung eine Analyse des Populismus. Die Publizistin und politische Korrespondentin der taz sagt: „Populismus braucht nicht nur Gegner, sondern Feinde. Er lebt von Ausgrenzung, nicht von der Suche nach Kompromissen. Deshalb müssen seine Vertreter auch stets behaupten, die Mehrheit hinter sich zu haben – völlig unabhängig davon, ob Umfragen oder Wahlergebnisse das bestätigen.”

Das lpr-forum-medienzukunft, eine Veranstaltungsreihe der LPR Hessen, steht in diesem Jahr unter dem Motto:

Im Universum der Fiktion
Über maschinengenerierte Information und atomisierte Öffentlichkeit

und findet statt am Donnerstag, 30. März, im Palais Frankfurt, Große Eschenheimer Strasse10, 60313 Frankfurt

mit Phil Howard (Oxford Internet Institute), Bettina Gaus (Publizistin und politische Korrespondentin der taz), Yvette Gerner (Chefin vom Dienst ZDF-Chefredaktion), Lena Jakat (Deskchefin Süddeutsche Zeitung Online), Eva Kühne-Hörmann (Hessische Ministerin der Justiz), Joost van Treeck (Fresenius Hochschule Hamburg), Eike-Christian Hornig (Universität Gießen), Kajo Wasserhövel (elephantlogic Agentur für Strategieberatung), Fritz Iversen (schmalbart), Sami Boussaid und Miriam Mogge (FactFox) u.a.

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Weitere Informationen unter www.lpr-forum-medienzukunft.de
Rückfragen an: Büro Ingrid Scheithauer | Zedernweg 5 | 53340 Meckenheim |
Frau Ulrike Oertel | Telefon 0160 73 74 624 | oertel@ingridscheithauer.de