Archiv 2011 „Netz und Neuronen”
Netz und Neuronen – Wie digitale Medien unser Denken verändern
Frankfurt a.M./Kassel, 19. Mai 2011
„Virtuelle Welten können wir ganz und gar als real erleben.“ Denn, so die Neurowissenschaftlerin Katrin Amunts, die Hirnaktivierungen sind die gleichen – ob wir uns in der virtuellen oder der realen Welt bewegen. Die Direktorin des Instituts für Neurowissenschaften am Forschungszentrum Jülich wird beim lpr-forum-medienzukunft zum Thema Netz und Neuronen in ihrer Keynote aufzeigen, wie das Hirn Informationen verarbeitet, wie es sich verändert, wie es mit der zunehmenden Vermischung von Realitätsebenen und Virtualität umgeht. Erfahrungen, die im virtuellen Raum gemacht werden, sind aus Sicht der renommierten Hirnforscherin für das menschliche Verhalten durchaus relevant: „Wir sind belohnungsgesteuerte Lebewesen“. Man wisse mittlerweile, dass Belohnung bestimmte Hirnprozesse verstärke. Mit Blick auf gewalthaltige Computerspiele bedeute das auch, dass moralisch schwierige oder verwerfliche Entscheidungen, die im Spiel belohnt würden, auch in der Realität an Akzeptanz gewinnen könnten, problematisiert Katrin Amunts, die ein groß angelegtes interdisziplinäres Forschungsprojekt zur Erstellung eines dreidimensionalen Hirnatlas leitet sowie die neuronalen Grundlagen von Sprache sowie visueller Verarbeitung erforscht.
Mit der Vermischung von virtuellen und realen Welten befasst sich auch Jeffrey Wimmer. Die Grenze zwischen Realität und Virtualität verliere an Kontur, das Switchen zwischen verschiedenen Realitäts-Modi sorge für zunehmende Komplexität und beschleunige den Trend zu einer „spielelenden Gesellschaft“, zu „Gamification“ sagt der Mediensoziologe von der TU Ilmenau, dessen Forschungsschwerpunkt Computerspiele sind. „Wir sind auf dem Weg von der virtual reality zur real virtuality“, ergänzt Marian Adolf, der an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen den Wandel der Medienkultur erforscht. Nathalie Singer, die sich an der Bauhaus Universität Weimar als Professorin für Medienkunst mit Experimentellem Radio und der Zukunft des alten Mediums befasst, sagt: Es gibt die Konvergenz der Medien, aber keine Konvergenz der Sinnesorgane. Sie erkennt den zunehmenden Wunsch nach Entschleunigung als Konsequenz der „Übervernetzung“.
Markus Beckedahl setzt sich mit der Industrialisierung des Denkens auseinander. Der Gründer des erfolgreichen Blogs Netzpolitik.org und Mitglied der Enquetekommission des Bundestags „Internet und digitale Gesellschaft“ sieht in der Kommerzialisierung der Kommunikation eine neue Machtfrage. Wie viele Informationen hüten Google, Facebook, Amazon, Apple über uns und welche Folgen hat die automatisierte Personalisierung, gesteuert von den Algorithmen?
Das lpr-forum-medienzukunft 2011 „Netz und Neuronen. Wie digitale Medien unser Denken verändern“ findet am 26. Mai ab 16 Uhr in Frankfurt, Westhafenpier 1, statt. Mit dieser Veranstaltungsreihe bietet die Hessische Landesmedienanstalt eine Plattform zu einem interdisziplinären Diskurs über den gesellschaftlichen Wandel, ausgelöst durch die Transformation der Medien.
Weitere Informationen unter www.lpr-forum-medienzukunft.de
LPR Hessen
Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien
Wilhelmshöher Allee 262
34131 Kassel
gez. Prof. Wolfgang Thaenert
Direktor LPR Hessen
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